Redaktion

Mit dem Porsche Boxster 718 S entlang der jungen Donau

Unterwegs in die Steinzeit

Die Schelklinger Höhle auf der Schwäbischen Alb wurde 2017 zum UNESCO Welterbe erklärt. Hier verortet die Wissenschaft aufgrund der ältesten Kunstobjekte des Planeten den Beginn menschlicher Kreativität. Zwischen der Gestaltung der Venus vom Hohle Fels und dem Entwurf des Boxster 718 liegen 40.000 Jahre Entwicklungszeit. Wir mit dem Sportwagen der Neuzeit unterwegs zu den Kultobjekten der Steinzeit – immer entlang der jungen Donau, von der Quelle bis zum Blautopf.

Jede Geschichte braucht einen Anfang, jeder Fluss hat eine Quelle. Also machen wir uns auf den Weg, fliehen aus dem Zähfluss rund ums Stuttgarter Kreuz auf die A 61 Richtung Süden. Nach dem Schönbuchtunnel weitet sich der Blick, und es leert sich zunehmend die Autobahn. Der Boxster S schnurrt unaufgeregt im höchsten Gang und mittlerer Drehzahl den Bodensee-Expressway hinunter, mitten durch die abwechslungsreiche Landschaft zwischen Oberschwaben zur Linken und dem Schwarzwald zur Rechten. Und so ist auch schnell das erste Etappenziel erreicht.

Donaueschingen ist auch für sein Bier bekannt, das es einst zum "Tafelgetränk Seiner Majestät des Kaisers" gebracht hatte 

Donaueschingen haben vor allem zwei Lebenselexiere zu überregionaler Bedeutung verholfen: Wasser und Bier. Letzteres nennt sich Fürstenberg und wurde werbemäßig über 50 Jahre lang erfolgreich von dem Slogan „In der Tat eines der besten Biere der Welt“ begleitet. Bis die Marktforschung herausgefunden haben will, dass der Verbraucher den markanten Spruch als arrogant empfand. Dabei war dies nie selbstgefällige Behauptung, sondern historisches Zitat. Kaiser Wilhelm II. hatte Fürstenberg um 1900 zum „Tafelgetränk Seiner Majestät des Kaisers“ erhoben und es als „eines der besten Biere der Welt“ charakterisiert. Zu diesem Zeitpunkt hatte es ein Exportbier der fürstlichen Brauerei schon bis Brasilien geschafft – unter dem Namen „Danubia“, abgeleitet von Danubius, zu Deutsch Donau.

Was uns zur zweiten Sehenswürdigkeit von Donaueschingen bringt. Denn von der altehrwürdigen Brauerei mit dem heimeligen Biergarten davor sind es nur ein paar Schritte zur berühmten Donauquelle im pittoresk angelegten Fürstlich Fürstenbergischen Schlossgarten. Die schön eingefasste Donauquelle darf als Symbol gelten, mündet sie doch bald in die Brigach, die gemeinsam mit der Breg als Quellfluss der Donau gilt. Ganz so, wie es unzählige Kinder als Eselsbrücke im Erdkunde-Unterricht ge­lernt haben: „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg.“ Auch wir wollen heute noch etwas zuwege bringen und lenken den 718 Boxster S ostwärts, unterqueren die A81 und fahren weiter Richtung Tuttlingen. (...)

Begrabt das Hasenherz an der Biegung des Flusses

Hinter Tuttlingen wird es nun auch für den Boxster S richtig interessant, denn ab hier sind wir auf der weniger befahrenen Landesstraße L277 unterwegs. Fast auf der gesamten Strecke der „Donaustraße“ bis Sigmaringen wechseln Geraden mit kurvigeren Abschnitten und es geht munter auf und ab. Das ist ein ideales Revier für den 350 PS starken Mittelmotorsportler, der die 100 km/h-Marke in nur 4,6 Sekunden absolviert. Bei Überholvorgängen und beim Herausbeschleunigen aus den Kurven drückt die Beschleunigung den Fahrer vehement in die Leder-Sportsitze, die nahtlos-gleichmäßige Kraftentfaltung hat der Vierzylinder-Turbo nicht zuletzt der Technik der variablen Turbinengeometrie VGT aus dem 911 Turbo zu verdanken. Begrabt das Hasenherz an der Biegung des Flusses: Der Boxster S vermittelt Souveränität und Sicherheit dank jederzeit abrufbarer und immer fein dosierbarer Leistung. In der Kurvenhatz ist das maximale Drehmoment dein optimaler Freund. Und der gibt sich großzügig, bietet seine saftigen 420 Newtonmeter nicht mal eben kurz zum Zeigen an, sondern überlässt sie dir lang und breit von 1950/min bis 4.500/min. Danke fürs Angebot, das nimmt man gerne mit – und schnupft die Straße zum Knopfmacherfelsen hoch, dass es eine wahre Freude ist.

Donauquelle in Donaueschingen und "Donauwelle" im Berghaus auf dem Knopfmacherfelsen

Auf 765 Höhenmeter angekommen, heißt es, einlenken und Rast einlegen. Es ist nur ein kleiner Waldspaziergang bis zur Aussichtsplattform des Knopfmacherfelsens. Hier präsentiert sich dem Betrachter eine atemberaubenden Weitsicht auf den Durchbruch der Donau und auf majestätische, bis zu 200 Meter steil aufragende Jurakalkwände, bis der Blick sich schließlich auf das in der Ferne liegende Kloster Beuron fokussiert. Nachdem sich inzwischen Kaffeedurst eingestellt hat, kommt das Berghaus Knopfmacher mit seiner umfangreichen Kuchentheke gerade gelegen. Passend zur Thematik bestellen wir uns ein Stück „Donauwelle“, welches sich als leckere Delikatesse entpuppt. Prädikat empfehlenswert. Anders als jener Knopfmacher, der der Sage nach mitsamt seinem Ross in die Schlucht gestürzt ist, lassen wir unsere 350 Pferdchen unbeschadet die steile Bergabfahrt hinuntergaloppieren, bis das Benediktinerkloster Beuron direkt vor uns liegt. Auch hier lohnt sich ein Besuch der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründeten Klosteranlage mit der sehenswerten Abteikirche.

Blick vom Knopfmacherfelsen auf das in der Ferne liegende Kloster Beuron

Was danach auf den 718 Boxster S und seine Passagiere zukommt, ist purer Fahrgenuss und Augenschmaus zugleich. Auf der Donaustrecke bis Sigmaringen folgt die L227 jeder Flussbiegung, die der Boxster S willig aufnimmt. Das Tal wird auch hier von – oft auch burgbewehrten – Jurakalkfelsen begrenzt, die sich mal zurückziehen, und mal enger an den Wasser- und Straßenverlauf heranrücken. Wo der Platz zu beengt war, haben die Bauingenieure die Straße unter mächtige Steinvorsprünge gelegt oder durch kurze Felstunnel geführt. Den passenden Klang für die opulente Technik-Natur-Oper liefert hierbei die Sportauspuffanlage des Mittelmotorsportwagens.

Die Szenerie zwischen dem Kloster Beuron und Sigmaringen erinnert streckenweise an den Wilden Westen

So vergeht die Zeit wie im Fluge bis wir in Sigmaringen eintreffen. Das nette Städtchen eignet sich als Stopp-over-Destination für alle, die schon eine längere Anreise hinter sich haben. Es empfiehlt sich allerdings eine Hotelreservierung, da sich viele Reisende Sigmaringen als Standort aussuchen, was sich durch seine Lage im Donautal sowie am Schnittpunkt der Urlaubsrouten Hohenzollernstraße und Oberschwäbische Barockstraße anbietet. Das sahen wohl auch die „Reisenden“ der Urgeschichte so, denn die Siedlungsgeschichte der Stadt Sigmaringen reicht bis in die Altsteinzeit. Auf den Fährten des Homo Sapiens geht unsere Fahrt weiter entlang der Donau – bis wir den Flussverlauf auf Höhe Munderkingen verlassen und uns Richtung Blaubeuren wenden.

Der Boxster 718 vor der Schelklinger Höhle, UNESCO-Weltkulturerbe und Fundort der "Venus vom Hohle Fels"

Zuvor aber liegt Schelklingen auf unserem Weg, eines der Hauptziele unseres Roadtrips. Hier im Tal der Aach, die den urzeitlichen Flussverlauf der Donau nachzeichnet, erhielt die Schelklinger Höhle „Hohle Fels“ im Juli 2017 gemeinsam mit fünf anderen in der Nähe gelegenen Albhöhlen die ehrenvolle Auszeichnung UNESCO Weltkulturerbe. Die Höhlen rund um Blaubeuren gelten als eines der wichtigsten Ausgrabungsgebiete der Archäologie. Unter anderem fanden Forscher dort die älteste bekannte Menschenfigur der Welt, die 40.000 Jahre alte „Venus vom Hohle Fels“.

"Treffpunkt" von Neandertaler und Homo Sapiens auf der Schwäbischen Alb

Bei den Ausgrabungen, die seit den 1860-er Jahren in den Höhlen laufen, wurden auch acht Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein sowie einige Tierfiguren gefunden. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich über den UNESCO-Titel hoch erfreut. Es sei eine große Ehre und zugleich Verpflichtung dieses kulturelle Erbe der Menschheit zu erhalten. Die Fundstätten zeigen, dass die Wiege der Kunst, der Musik und der menschlichen Kreativität auf der Schwäbischen Alb zu finden ist. Doch das ist noch nicht alles. Es gilt als gesichert, dass die modernen Menschen aus Afrika auf die hier ansässigen Neandertaler trafen. Und beide Gruppen müssen sich zumindest zeitweise „verstanden“ haben: Alle Homo Sapiens, also die gesamte Weltbevölkerung, tragen heute zwei Prozent Neandertaler-Erbgut in sich.

Letztlich steht noch Blaubeuren mit dem berühmten Blautopf auf unserer Liste. Es ist die zweitstärkste Karstquelle Deutschlands und versorgt die Donau über die Blaumündung in Ulm mit reichlich Wasser. Hier lohnt unbedingt auch ein Abstecher in das sehenswerte URMU (Urgeschichtliches Museum), in dem unter anderem die Originalfundstücke aus dem „Hohle Fels“ ausgestellt sind. Uns überkommt nach soviel Weltkultur ein ganz menschliches Gefühl, das auch schon die frühen Mammutjäger kannten. Also fahren wir zurück in das Städtchen Ehingen, wo wir unseren Ausflug zur Donau und zum Weltkulturerbe in der weithin bekannten Brauerei Berg ebenso beenden wie wir ihn begonnen haben: Mit einem guten Essen und einem Spezialitätenbier aus schwäbischen Landen.


 

 

[Fahrbericht in der Zeitschrift 9ELF“ 4-2017, gekürzte Version]
Weitere Bilder: Galerie Porsche Boxster S